Förderung des Innovationsparks Rheinland durch den Kreis Ahrweiler — Rede von Michael Schneider — Sitzung des Kreistages Ahrweiler
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
der dreijährige Vertrag zur überörtlichen Vermarktung des Innovationsparks Rheinland, der ja auch das IGZ Sinzig umfasste, ist zur Jahresmitte 2006 ausgelaufen. Fast 700.000 € — die Hälfte davon Mittel des Bundes, die andere Hälfte Mittel des Kreises Ahrweiler — sind hierfür verausgabt worden. Der Kreis hat hierfür den Schlussverwendungsnachweis verfasst, dieses Thema der Verwendung der Finanzmittel war auch gestern Gegenstand der Sitzung unseres Rechnungsprüfungsausschusses.
Im Ergebnis müssen wir heute politisch feststellen, dass leider keine Vermarktungserfolge aufgrund dieses Rahmenvertrages festgestellt werden können. Unstrittig ist für uns, dass wir für die Zukunft aus diesen Erfahrungen lernen müssen.
Ebenso unstrittig für mich auch die Feststellung, dass wir – und damit meine ich Kreis und Gemeinde – aus diesen Erfahrungen heraus und aus heutiger Sicht besser daran tun, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die Vermarktung eigenständig zu gestalten.
Thema der heutigen Debatte ist nicht die Vergangenheitsbewältigung! Da es sich dabei um Vertragsfragen handelt, müsste dies dann auch Gegenstand einer nicht-öffentlichen Sitzung sein.
Der Philosoph Sören Kierkegarard sagte: ‘Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.’
Unser heutiges Thema lautet also: Wie soll die Zusammenarbeit des Kreises Ahrweiler mit derGemeinde Grafschaft im Hinblick auf den Erfolg des Innovationsparks Rheinland aussehen? Soll es sie überhaupt geben?
Als CDU im Kreistag sagen wir: ja! Zunächst einmal muss an dieser Stelle unser klares Bekenntnis erfolgen, dass der Innovationspark Rheinland als eines der Bonn-Berlin-Ausgleichsprojekte eine besondere Stellung im Kreis und damit eine überörtliche Bedeutung hat. In der Vorlage ist dies hinreichend dargelegt und muss nicht noch einmal wiederholt werden. Wir befinden uns in der Kreispolitik damit in einer Tradition, Verantwortung für solche Projekte
zu übernehmen. Stichworte sind hier IGZ Sinzig, Arp-Museum, Vulkanpark, Nürburgring. Diese Tradition gilt fort. Der Berlin-Umzug hat uns in der Ausgleichsregion Bonn und auch im Kreis Ahrweiler enger zusammengebracht. Bei allem damaligen Wettbewerb um die Standorte der einzelnen Einrichtungen war allen Beteiligten klar, dass es gemeinsamer Anstrengungen bedarf, um erfolgreich zu sein. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland in den letzten Jahren war nicht geeignet, die Besiedlung des Innovationsparks Rheinland zu fördern. Mangelndes Wachstum, steigende Arbeitslosigkeit, eine hohe Zahl an Firmenpleiten, die Stagnation im technologierorientierten ‘Neuen Markt’ – viele Hoffnungen aus den 90er Jahren bleiben damit auf der Strecke.
Insofern – auch das ist sicher unstrittig – mussten möglicherweise überzogene Erwartungen in den letzten Jahren nach unten angepasst werden. Die Gemeinde Grafschaft hat daher seit Anfang 2005 die örtliche und regionale Vermarktung selbst in die Hände genommen! – Bis dato sind 6 Verträge unterzeichnet und die Zeichen stehen positiv, dass diese Entwicklung so weitergeht. Im Großraum Köln-Bonn sehen wir das Haupt-Potential für weitere Ansiedlungschancen. Die Grafschaft kennt sich mit dieser Wettbewerbslage aus, der der Gewerbepark Gelsdorf wurde mit Firmen dieser NRW-Herkunft so gut wie gefüllt.
Wir teilen aber durchaus auch die Einschätzung der Kreisverwaltung, dass der Standort Grafschaft auch hochattraktiv für größere Ansiedlungen von renommierten Unternehmen ist und bleibt. Diesbezügliche Kontakte und Anstrengungen laufen immer noch und werden auch in Zukunft laufen. Für diese Bemühungen ist es wichtig, dass Gemeinde und Kreiswirtschaftsförderung Hand in Hand arbeiten und wir wissen, dass dies der Fall ist.
Maßgeblich für größere Ansiedlungen ist natürlich, dass der Autobahnanschluss in Fahrtrichtung Ahrtal und Koblenz in absehbarer Zeit vollendet wird. Der Schlüssel hierzu liegt in Mainz und wir wissen dass Landrat und Bürgermeister sowie die beiden Landtagsabgeordneten, Frau Elsner und Herr Wirz, hier am Ball sind und sicher bleiben werden.
Ich unterstelle auch hier Einigkeit, dass ein großer Investor so lange nicht kommen wird, bis die Vollendung des Autobahnanschlusses nicht gesichert ist. Der umgekehrte Weg – sprich: der Anschluss kommt solange nicht, bis der Investor gesichert ist – wird im harten Standortwettbewerb zu nichts führen, außer zu langen Gesichtern hier bei uns! Der Kreis Ahrweiler hat sich von Anfang an aktiv an der Vermarktung des Innovationsparks Rheinland beteiligt und wird auch in Zukunft seine Verantwortung für dieses Bonn-Berlin-Ausgleichsprojekt wahrnehmen. So lautet unsere Position als CDU im Kreis Ahrweiler! Mit dem heutigen Beschluss setzen wir erst einmal ein handfestes Zeichen für das kommende Haushaltsjahr 2007. Der von der Kreisverwaltung vorgeschlagene und mit der Grafschaft abgestimmte Investitionskostenzuschuss von 100.000 € zur Beseitigung von Geländeunebenheiten hilft bei der eben angesprochen Vermarktungstätigkeit der Gemeinde nachhaltig weiter.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die eigenen Finanzlasten der Gemeinde für den Innopark ungleich höher als dieser Kreiszuschuss sind:
1. etwa 86.000 € jährlich für den laufenden Unterhalt der Flächen
2. über 200.000 € für die jährlichen Personal- und Sachkosten der Vermarktung
3. dazu jährliche Zinszahlungen für ca. 7 Millionen Euro Investitionsvolumen
Politisch bekennen wir uns als CDU auch für die Jahre nach 2007 zu einer Kreisförderung. Da wir uns aber in einem dynamischen Prozess befinden – Sie erinnern sich an das Zitat von vorhin – müssen wir aber in der Kreispolitik bis zum nächsten Jahr die Entwicklung weiter verfolgen, um über die Details einer zukünftigen Unterstützung beraten zu können. Gerade die Erfahrungen der letzten drei Jahre sollten uns lehren, äußerst flexibel zu sein, um uns jederzeit neuen Entwicklungen anpassen zu können.
Dies hängt natürlich auch mit der Umstellung des kommunalen Haushaltswesens von der Kameralistik auf die Doppik zusammen, die ja unzweifelhaft auch Änderungen im Bereich der Kreiszuschüsse an die Kommunen mit sich bringen wird.
Abschließend darf ich Sie alle bitten, sich mit uns der vorliegenden Beschlussvorlage anzuschließen!